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Acrylbilder von Dezember 2002

Titel: Raum, Kunst und Spiegel

Wörter ergeben nur in Sätzen einen Sinn. Das heißt, nur im Spiel, in geordnetem semantischen Spiel mit anderen Wörtern findet jedes einzelne seinen Platz. Sätze sind also geordnete Ergebnisse von Wortspielen, sind individuelle Ordnungen eines Hörersprechers (Spielers).

Versuchen wir es mal am Beispiel des folgenden Satzes:

«Der Raum als Kunst ist Spiegel der Existenz?»

Was sagt dieser Satz? Was bedeutet er?

Er besteht aus kurzen klaren Wörtern, die ein Verstehen leicht machen müssten. Das ist zunächst sicher auch der Fall, aber kann er inhaltlich (semantisch) wirklich eindeutig verstanden werden? Ich habe da so meine Bedenken, da es sich bei den verwendeten Begriffen um Wörter handelt, deren Bedeutungen, die maßgeblichen Größen in diesem Spiel, mangels greifbarer Zeigebeispiele vielfältig sein können. Deshalb zunächst die folgende kurze Satzanalyse:

Die Aussage setzt sich aus den folgenden drei Bestandteilen zusammen:
1) Der Raum als Kunst
2) ist Spiegel
3) der Existenz?


Der Raum als Kunst
Hier wird ein abstraktes Allgemeines (Raum) durch ein anderes abstraktes Allgemeines (Kunst) konkretisiert. Vollständig muss es lauten: «Raum in seiner Funktion als Kunst». Dem Begriff Raum wird hier eine Funktion zugewiesen, die aber nicht wirklich zur Erläuterung beiträgt. Weitere Sätze oder Satzteile sind notwendig. Im Ergebnis wird mit diesem Halbsatz gesagt, dass Raum in einer anderen als der gewohnten Bedeutung verwendet werden soll.

Der mittlere Teil des Satzes will weiterhelfen mit:
ist Spiegel
Durch das transformierende Verb «ist» werden die abstrakten Begriffe des ersten Halbsatzes in ein konkretes Ding, in einen «Spiegel» umgewandelt. Mit dem Begriff Spiegel taucht jetzt das einzige Substantiv mit greifbarer Bedeutung auf. Also: Raum in seiner Funktion als Kunst «ist ein spiegelndes Ding» und hat somit die Aufgabe etwas zu spiegeln.

Bleibt nur noch zu klären, was gespiegelt wird, um der Tätigkeit «spiegeln» einen Sinn zu geben. Mit
der Existenz?
wird jedoch erneut ein abstrakter Begriff eingeführt, der die Deutung dieser Gesamtaussage auch nach dieser Analyse zu einem individuellen Vergnügen macht.

Auch wenn der Satz, d.h., die sich aus dem Zusammenspiel der Wörter ergebende Ordnung «logisch» und somit grundsätzlich verstehbar ist, bleibt er  – ohne weitere Sätze  – wegen der vielen Abstrakta eine Aussage mit mehreren Deutungsmöglichkeiten. Er kann Alles und Nichts bedeuten.

Der Sinn dieses Satzes ergibt sich ausschließlich aus den Bedeutungen, die den Begriffen Raum, Kunst und Existenz in dem privaten Vokabular eines Hörersprechers/Lesers zukommen. Dieses verdeutlicht auch das Fragezeichen am Satzende.

Und wie lautet die Satzdeutung nach meinem «privaten Vokabular»?

Dieser Satz ist zunächst das, was alle meine logischen Sätze sind. Er ist ein Bild aus meiner gewohnheitsmäßigen Denk-/Ordnungsstruktur. Alle Wörter befinden sich an einem vernünftigen Platz und ich habe ein gutes oder ein schlechtes Gefühl, je nach dem, welche Bedeutung ich den Begriffen gebe.
Da ich die Ansicht vertrete, dass die Summe meiner denkbaren Sätze mein gesamtes Ausdrucksvokabular und zugleich meine Existenz sind, woraus sich gleichzeitig meine subjektive Welt formuliert (frei nach L. Wittgenstein), geht meine Satzdeutung von dem Begriff Existenz aus. Ausdrucksvokabular und Existenz sind für mich synonyme Begriffe, die ihre gemeinsame Bedeutung aus meinem individuellen Empfinden (Fühlen) erhalten. Damit kommt die gleiche synonyme Funktion m.E. auch meinen Wörtern und meinen Bedeutungen für sie zu, die in meinem individuellen Ausdrucksvokabular untrennbar verbunden sind. Existenz im Sinne von individuellem Ausdrucksvokabular ist daher für mich der maßgeblich Begriff in dem hier besprochenen Satz, ein Begriff mit zentraler Bedeutung.

Raum und Kunst an sich sind Begriffe aus meinem Vokabular, deren Bedeutung von den jeweiligen Sätzen abhängen, in denen ich sie unterbringe. In der hier verwendeten Kombination Raum als Kunst ist entsprechend der Reihenfolge «Kunst» der wesentliche Begriff, der in meinem Vokabular schon bald nach «Existenz» kommt. Weil «Kunst» für mich aber ein umfassender, zugleich aber abstrakter Begriff ist, definiere ich ihn hier über den Begriff «Raum». Diesen Begriff habe ich sicher nicht willkürlich gewählt. Grundsätzlich ist jeder Begriff (Namen, Substantive) für mich ein synonymisches Symbol für ein bestimmtes mit einer Bedeutung verbundenes Ordnungsmuster aus meinen privaten Ausdrucksvokabular. Jeder Begriff ist ein aus Einzelteilen geordnetes festgefügtes «Bild» in mir. «Raum» jedoch steht für ein flexibles Ordnungsmuster, welches mit den Teilen (Wörtern) wächst, die sich ihm anschließen (Wohnraum, Straßenraum, Weltraum). Letztlich befindet sich mein gesamtes Ausdrucksvokabular, meine Welt, meine individuelle Ordnung eines jeden Augenblickes innerhalb dieses Raumes. «Raum» eröffnet mir also nach meinem Empfinden die Möglichkeit, «einer absolut umfassenden Bedeutung» einen Namen zu geben.

In dieser umfassenden Bedeutung passt der Begriff Raum genau in den hier besprochenen Satz, indem er nämlich dem Begriff Kunst seine Bedeutung gibt.
Kunst bedeutet also in meinem Vokabular, den an sich unüberschaubaren Inhalt einer individuellen Existenz in einem überschaubaren «Raum» manifestiert zu erleben.
Nach dieser Definition bekommen Dinge, Ordnungsmuster oder Arbeiten, z.B. gemalte Bilder für mich ihren Wert als Kunst, wenn sie mir als Spiegel dienen, wenn ich mich in ihnen erkenne, d.h., wenn ich fühle/weiß: das bin ich. Ich erkenne dann das Ordnungsmuster meiner Welt, die Weite meiner Existenz in dieser Arbeit komprimiert wieder.
Kunst setzt also m.E. zugleich die Fähigkeit voraus, die Bedingungen der eigenen maßgeblichen Existenz wahrzunehmen und das in einer Arbeit gespiegelte eigene Bild zu erkennen.

Raum als Kunst ist Spiegel der Existenz.


Durch die Funktion der Spiegelung erhalten Kunst –Arbeiten und Existenz in dem einzigen konkreten Ding in dem hier besprochenen Satz, dem Spiegel, die Form einer individuellen Wirklichkeit (Spiegel steht für mich hier als Synonym für Wirklichkeit). Beide, Kunst-Arbeit und Existenz sind in dem Spiegel, der individuellen subjektiven Wirklichkeit untrennbar miteinander verbunden. Und je nach Betrachtungsweise ist diese Wirklichkeit entweder die Kunst-Arbeit/Ausdrucksvokabular, d.h. die abgeschlossene Ordnung oder die Existenz, d.h. die fließende Ordnung. Wirklichkeit ist damit nach meinem Verständnis keine nach Subjekt und Objekt getrennte Realität, sondern eine reine Subjekt-Wirklichkeit. Raum ist hierfür nur der umfassende Begriff. Ebenso haben zeitliche Dimensionen keinen Platz. Alles ist hier Gegenwart. Malen und Betrachten von Bildern passieren in der Gegenwart und werden begleitet von privaten Ausdrucksvokabularen, welche die Handlungen und die eigene Welt beschreiben. Vergangenheit ist beschriebene Erinnerung im Augenblick, Zukunft ist die beschriebene Planung und Hoffnung.

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